Psychotherapie in Deutschland ist...

Psychotherapie in Deutschland ist gesetzlich geregelt. Im Sinne des Psychotherapeutengesetzes ist Psychotherapie eine Krankenbehandlung: "Jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist" (§ 1 Absatz 3 Satz 1 PsychThG).

Man kann Psychotherapie mit Bergsteigen vergleichen: Ihre Therapeutin kennt sich im Gelände aus und fungiert als Bergführerin. Sie kann Ihnen eine passende Ausrüstung empfehlen, mit Ihnen die Tour planen, und sie wird Sie begleiten. Je nach Berg werden Sie gemeinsam bis auf den Gipfel gelangen - oder auch, wenn ein Unwetter aufzieht, Rast machen oder sogar umkehren. Wichtig ist immer, wieder heil zurückzukommen. Allerdings ist Bergsteigen nicht nur lohnend, sondern auch anstrengend: Der Bergführer wird den Wanderer nicht hinauftragen. Auch eine Psychotherapie wird Ihnen also etwas abverlangen: Sie werden sich zeitweise anstrengen müssen. Sie benötigen die Bereitschaft, zeitweise auch Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen. Und Sie brauchen Durchhaltevermögen und den Willen, selbst zu gehen. Dann wird sich der Weg lohnen!

 

UND WAS NICHT?

Im Gegensatz dazu sind Beratung, Begleitung, Coaching oder Hilfe bei der Lösung von Konflikten keine Krankenbehandlung und damit keine Psychotherapie im Sinne des Gesetzes. Auch Paartherapie wird nicht von der Krankenkasse bezahlt, denn Beziehungskonflikte sind keine Krankheit.

 

was heißt krankheitswertige psychische störung?

 

Psychische Merkmale können schwächer oder stärker ausgeprägt sein. Ein einzelner Tag mit Niedergeschlagenheit oder Lustlosigkeit ist noch keine Depression. Auch ein Mensch mit Flugangst, der Wanderurlaube liebt und beruflich nicht reisen muss, ist nicht behandlungsbedürftig.

 

Krankheitswertig sind psychische Störungen erst dann, wenn sie so stark ausgeprägt und langdauernd sind, dass die Betroffenen einen starken Leidensdruck und/oder Funktionseinschränkungen im Alltag erleben.

 

Wie über die ganze Lebensspanne hinweg, so können auch nach einer erfolgreichen Psychotherapie noch kleinere Befindlichkeits-störungen fortbestehen oder neu auftreten. Das Leben hält nicht nur Schönes für uns bereit, sondern bringt naturgemäß auch belastende Ereignisse mit sich. Im Alltag erleben wir große und kleinere Ärgernisse. Verluste sind unvermeidlich und müssen betrauert werden, damit wir Abschied nehmen können. Gefahren ängstigen uns. Gelegentlich bereiten uns Sorgen und ungelöste Probleme schlaflose Stunden. Ein psychisch gesunder Mensch kann solche Anforderungen des Lebens bewältigen. Kurz gesagt: Ein Therapieziel ist nicht, "sich gut zu fühlen", sondern "gut zu fühlen". Wer die ganze Palette der eigenen Emotionen gut spüren und regulieren kann, vermag daraus die Fähigkeit zu flexiblem und angemessenen Handeln ableiten: Er oder sie gewinnt Freiheit und Lebensqualität.

 

wie wird man psychotherapeutin oder psychotherapeut?

 

Um in Deutschland Psychotherapeutin zu werden, musste man bisher entweder Ärztin oder Psychologin sein und nach dem Staatsexamen eine bis zu 5-jährige Weiterbildung zur Psychotherapeutin absolvieren. Diese Weiterbildung erfolgt in verschiedenen Klinikabteilungen und in der ambulanten Praxis. Die Weiterbildung enthält auch umfangreiche Selbsterfahrung. Das heißt, dass die angehenden Psychotherapeutinnen und -therapeuten selbst die Patientenrolle einnehmen und sich in Einzel- und Gruppensitzungen selbst behandeln lassen. So können sie sich später gut in die Betroffenen hineinversetzen.

 

Seit 2020 gibt es, analog zum Medizinstudiengang, es einen eigenständigen Studiengang "Psychotherapie", der mit der Approbation (Erlaubnis, Heilkunde auszuüben) abschließt. Analog zur Facharztausbildung folgt dann eine mehrjährige Weiterbildung in Klinik und Praxis.  Hierbei wird die vertiefte Fachkunde in einem der vier Richtlinienverfahren (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie, Psychoanalyse, systemische Therapie) erworben.

 

Therapieverfahren und -methoden

 

In den vier Richtlinienverfahren liegt mein Schwerpunkt auf der Verhaltenstherapie. Darüber hinaus führe ich spezielle Psychotraumatherapie für Erwachsene gemäß den Anforderungen der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) und die Therapiemethode EMDR nach den Standards des wissenschaftlichen Fachverbands EMDRIA durch.

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapie basiert auf einem lerntheoretischen Hintergrund. Viele unserer Verhaltensgewohnheiten, Gedanken und Gefühle haben wir erlernt. Was früher einmal nützlich war, mag heute nicht mehr gut funktionieren. Wenn alte Denk- und Handlungsmuster zu Leiden und Funktionseinschränkungen führen, kann Verhaltenstherapie helfen, diese zu verlernen und stattdessen funktionalere Denk- und Verhaltensmuster zu erlernen. Damit ist Verhaltenstherapie ein aktiver Lern- und Trainingsprozess, bei dem mit neuem Verhalten experimentiert wird. Was davon hilfreich ist, wird in den Alltag übernommen und weiter eingeübt.

Spezielle Traumatherapie

Belastende Erlebnisse, die die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen, können zur Traumatisierung führen. Hieraus können schwere und chronische Traumafolgestörungen entstehen. Um Betroffene nicht zu retraumatisieren, erfordert die Behandlung von Psychotraumata eine besondere Zusatzqualifikation. Spezielle Traumatherapie geht über den verhaltenstherapeutischen Ansatz hinaus. Meine traumatherapeutische Qualifikation erfüllt die Standards der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) und der Berufsgenossenschaft/Deutschen Unfallversicherung (DGUV).

EMDR

Eye Movement Desensitation Reprocessing (EMDR) ist eine in klinischen Studien gut untersuchte Methode, die durch bilaterale Stimulation (Augenbewegungen) gezielt die Verarbeitung belastender Erinnerungen im Gehirn anregt. Die Traumaverarbeitung mit EMDR aktiviert die Selbstheilungskräfte der Psyche. Dabei werden Bilder, Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen so verarbeitet, dass sie als Vergangenheit erkannt werden und im Hier und Jetzt nicht mehr belastend wirken. Ich verfüge über die Genehmigung zur Durchführung von EMDR der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg und bin EMDRIA-zertifizierte Therapeutin.